Das Edelweiss R3 fahre ich nun seit etwa 1 1/2 Jahren. Zeit dem kleinen Kerlchen ein paar Zeilen zu widmen.
Das mit Abstand meist genutzte Rad in meinem Stall ist das Faltrad. Fast täglich begleitet es mich auf meiner Bahnfahrt zur Arbeit und bringt mich vom Bahnhof auf die Arbeit, bzw. wieder heim. Dabei kommen je nach Fahrtstrecke zwischen 7 und 22 Kilometer am Tag zusammen. Wenn es klappt lasse ich auf dem Heimweg auch schon mal die Bahn ganz ausfallen, dann kommen circa 42 km zusammen.
Das Rad habe ich im Frühjahr 2012 nach einer längeren Onlinerecherche zum Thema Falträder gekauft. Das Faltradforum (faltradforum.de) brachte mich dann auf die Edelweiss Räder. Diese stammen wohl aus Österreich und werden in Deutschland von der Firma Pointbike vertrieben. Während die Internetseite von Point-Bike einen Preis von 999,- Euro für das R3 aufrief wollte der gleiche Händler bei eBay nur noch 299,- Euro für das Rad mit der gleichen Ausstattung.
Edit: Mittlerweile bietet point-4u.com das Rad für 304 Euro an.
Um es vorweg zu sagen, die 999,- sind ein Märchenpreis. Für 299,- ist das Rad allerdings mehr als günstig. Das nennt man dann wohl Mischkalkulation… Die Bestellung über eBay verlief problemlos, das Rad wurde schnell und in einwandfreiem Zustand geliefert. Es muss noch endmontiert werden, das ist aber in wenigen Minuten erledigt und kann auch von jemandem mit zwei linken Händen durchgeführt werden. Stellt man dabei die Schalt/Bremsgriffe ergonomisch richtig ein, so lässt sich der Lenker nur noch in einer ganz bestimmten Höheneinstellung der verstellbaren Lenkstange zwischen den Rahmen falten. Ich bin mittlerweile dazu übergegangen den Lenker nur noch über den Rahmen zu falten. Das geht schneller und ist genauso gut tragbar.
Zu Beginn ließ sich der Faltmechanismus des Rahmens nur sehr schwer falten. Diese Schwergängigkeit vergeht aber mit der Zeit, heute kann man das Rad mit dem kleinen Finger falten. Dafür will der Faltmechanismus der Lenkstange mittlerweile ab und an überredet werden aufzugehen.
Im Auslieferungszustand war mir die Sattelstange viel zu kurz. Daher eröffnete ich die unter Radfahrern weitverbreitete Austauschorgie gleich nach dem Kauf des Rades und bestellte mir bei Roseversand.de eine 30,4x400mm „Xtreme Pro Sattelstütze XXL“. Damit kann ich mit meinen 1,80m die Sattelstütze gerade so einstellen das es für mich passt. Eine noch längere Sattelstange wäre wünschenswert, war in dem Durchmesser aber leider nicht aufzutreiben.
Weitere Tausch- und Anbauteile
Mittlerweile sind noch weitere Teile ausgetauscht worden oder hinzugekommen:
– Die V-Brakes von Rush wurden gegen Avid Single Digit 7 getauscht. Die Rush bremsen nicht schlecht, lassen sich aber nur pfriemelig einstellen. Und nichts ankert so schön wie eine SD7.
– Steckschutzbleche von Hebbie.
– Hosenschutzring von Hebbie.
– Die im Auslieferungszustand sehr schmalen Reifen wurden gegen einen Impact 45-406 und einen Kenda Kikzumbut 50-406 hinten ausgetauscht. Die Reifen passen ohne Probleme unter die Schutzbleche. Grund für den Tausch waren die heimtückischen Kanaldeckel am Straßenrand. In die Schlitze fädeln die Originalreifen perfekt ein. Außerdem harmoniert der größere Umfang des 50mm Hinterrades auch besser mit der sowieso schon kurzen Übersetzung.
– LED Akkubeleuchtung Trelock LS 750 15/30 Lux als Frontscheinwerfer und LS 710 als Rücklicht.
– Ein herumliegender Scott Scape Sattel wanderte an das Edelweiß weil er farblich so schön passte.
– Die Faltpedale wurden gegen halb so schwere Alupedale getauscht. Ich habe die Pedale nie gefaltet, das Mehrgewicht konnte ich mir sparen.
– Kleinteile wie Klingel, Miniluftpumpe und Satteltasche
Falten
Falten geht schneller als Helm aufsetzen und macht keinerlei Probleme wenn man den Lenker über den Rahmen faltet. Lenkstange zwischen die Rahmenteile funktioniert nicht so wirklich gut.
Und wie fährt es nun?
Kurz gesagt – gut. Ok, etwas länger. 🙂 Man muss sich an das Format gewöhnen, so viel sei gesagt. Das Rad ist sehr agil, es beschleunigt schnell, es geht sehr wendig um die Kurve. Das bedeutet aber auch: Das Vorderrad hat die Tendenz aufzusteigen, wenn man an der Ampel zu dick rein tritt und am Anfang hat man das Gefühl das Rad sei sehr nervös. Das Gefühl legt sich aber schnell und wenn ich längere Zeit nur das Edelweiss gefahren bin und dann auf ein normales Rad umsteige, dann denke ich jedes mal ich sitze plötzlich auf einem Tanker.
Straßenunebenheiten werden trotz der dicken Reifen noch gut spürbar an den Fahrer weitergegeben. Das ermüdet auf die Dauer. Meine persönliche Grenze, bis zu der das Fahren Spaß macht, liegt bei ca. 30km. Alles darüber hinaus wird langsam zäh. Die Berggängigkeit des Rades ist phänomenal. Die Übersetzung ist sehr kurz geraten, von daher dürfte man am Hang eher nach hinten überkippen als das einem die Kraft in den Beinen ausgeht. In der Ebene fahre ich meistens auf den drei kleinsten Ritzeln und dem großen Kettenblatt (42 Zähne), Berg runter wünscht man sich schnell ein, zwei große Gänge mehr.
Fazit
Ich würde es wieder tun. Das Rad erfüllt meine Erwartungen komplett. Es macht Spaß zu fahren, es ist haltbar, günstig, besteht im Bereich der Verschleißteile ausschließlich aus Standardkomponenten, die man in jedem Fahrradladen bekommt und ist mit seinen (im Originalzustand gewogenen) 12 Kilo noch annehmbar schwer/leicht.